Unser Spitzenkandidat Martin Wandrey im Interview

Martin Wandrey, Du bist 24 Jahre, Medizinstudent und im Bundestagswahlkampf unsere Bündnisgrüne Stimme für die Politik im Norden Brandenburgs. Was bringst Du mit?

Ich bin in Friesack aufgewachsen, in Nauen zur Schule gegangen, war früher schon immer viel unterwegs und kenne die Region einfach. Mein Vater ist Futtermittel-Unternehmer und meine Mutter hatte jahrzehntelang in der Landwirtschaft gearbeitet. Ich bin also quasi mit den Großbaustellen der Region, Agrar und Wirtschaft, aufgewachsen.

Ich war schon mal weg und bin wiedergekommen, so wie viele Menschen in den letzten 27 Jahren. Draußen sein war schon früher meine Leidenschaft und seit kurzem habe ich auch einen Jagdschein. Ich weiß, dass der Schutz unserer wunderschönen Natur immer auch Konflikte unterschiedlicher Nutzergruppen  sich bringt.

Welche Themen möchtest Du im Bundestag vertreten?

Die Themen und Probleme unserer Region: Landwirtschaft, Gesundheitsversorgung und Verkehr. Meine gesamte Familie kommt aus der Landwirtschaft, meine Eltern sind immer noch Nebenerwerbslandwirte. Von dem Themenbereich kriege ich unfreiwillig viel mit. Als Medizinstudent bin ich zu allererst bestrebt selber in Zukunft helfen zu können. Aber natürlich mache ich mir auch Gedanken über das System in dem ich später arbeiten werde und auf das wir alle früher oder später angewiesen sind.

Und zu guter Letzt: Verkehr. Schon als Schüler war ich täglich auf Bus & Bahn angewiesen. Heute teile ich das Schicksal vieler Menschen der Region, regelmäßig nach Berlin fahren zu müssen. Zwar habe ich inzwischen einen Führerschein, aber wie doch erstaunliche viele Menschen in der Region, kann ich mir kein Auto leisten. Daher kämpfe ich für starke Verkehre in der Region, statt den Ausbau von Prestigestrecken wie der A14.

Was sind Deine politischen Ziele in der Entwicklung unseres ländlichen Raums?

Wir müssen alles daran setzen den Status Quo zu bewahren. Die vermeintliche Wahrheit einer sinkenden Bevölkerungszahl hat sich tief in das politische Handeln eingebrannt und sorgt dafür, dass ländliche Räume zunehmend nur noch als Kostenfaktor und Problemfeld wahrgenommen werden. Mein Kernanliegen ist es, die Attraktivität unserer ländlichen Region zu erhalten. Und da reichen eine intakte Natur und gute Verkehrsverbindungen nach Berlin nicht aus. Wir brauchen eine lebendige Zivilgesellschaft, vielfältige Kulturangebote, gute Schulen in der Nähe und eine gute medizinische Versorgung vor Ort.

Welche grünen Themen siehst Du in Brandenburg auf einem guten Weg?

Das Grün an sich. Immer mehr Menschen wird bewusst in welch einzigartiger Landschaft wir leben und wie schützenswert diese ist. Das hat auch damit zu tun, dass sich in den letzten Jahren ein lebendiger Naturtourismus auch abseits der klassischen Hotspots entwickelt hat und immer mehr Menschen gerade wegen unseres grünen Schatzes in das Land ziehen. Nur hängt die Politik leider noch in alten Zeiten fest. Das Volksbegehren gegen Massentierhaltung im letzten Jahr hat gezeigt, dass die Menschen schon wesentlich weiter sind als unsere regierenden und nicht-regierenden Konkurrenzparteien.

Inzwischen wird der öffentliche Nahverkehr nicht nur als Kostenfaktor und Schülertransport gesehen, sondern als A und O, um als Region nicht abgehängt zu werden. Und auch wenn die AfD zwischenzeitlich in den Umfragen drittstärkste Kraft war: Das Land ist liberaler geworden. Die meisten Menschen in meinem Umfeld können sich inzwischen damit abfinden, dass ich schwul bin. Das hätte vor 15 Jahren noch ganz anders ausgesehen. Auch die kleinteiligen Initiativen zur Unterstützung Geflüchteter zeigen uns, dass es sehr viele Menschen mit offenen Herzen im Land gibt.

 „Jung sein bringt auch andere Perspektiven mit sich“, hast Du in Deiner Bewerbungsrede für das Direktmandat gesagt. An welche Perspektiven denkst Du da?

Das fängt bei sehr simplen Dingen an. Zum Beispiel, dass ich als Student über wesentlich weniger Geld verfüge als der durchschnittliche Brandenburger.

Ich kenne diese Region mit dem Blick von Menschen, die kein eigenes Auto haben und muss mir bei jedem Weg genau überlegen, wie ich von A nach B komme. Als junger Mensch habe ich ein anderes Freizeitverhalten und finde einen Club deutlich interessanter als die Musikfestspiele Havelland. Ich komme zwar aus der Region, bin in den letzten Jahren aber auch viel rumgekommen. Ich verharre nicht in Lokalpatriotismus, sondern bringe viele Ideen aus anderen Ecken mit und will die hier einbringen.

 



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